Sonntag, 17. September 2006
tristesse royale pt.1

04:45. aufstehen. bleiern lastet die muedigkeit auf gliedern und liedern. erster gedanke - ich wuerde ihn gern laut schreien, tu’s aber nicht: abgefucked! ich wuchte mich hoch. bizepszittern. fast nicht geschafft. dann doch. auf den fueßen: schwindel. ins bad. duschen, ist der gedanke. an der flurwand entlang tasten. den lichtschalter wegen des lauten knackens in der leitung nicht betaetigen ist vielleicht ueberzogen, denke ich. sehr kalt ist es im bad. das liegt daran, dass das badfenster in die vorratskammer fuehrt, denke ich, und dort ist ja nun kein fenster, sondern nur zerissene folie. man wird da was tun muessen, denke ich. gestern dachte ich dasselbe. haesslich sieht das bad aus, denke ich. dachte ich gestern auch. wollte neues duschzeug kaufen, denke ich. dachte ich gestern auch. geil. mir faellt die angemessene mimik ein: lider langsam schliessen und kaum hoerbar seufzen. manchmal kann ich darueber schmunzeln. jetzt nicht. duschen, duschen. nicht rumstehen und fratzen schneiden, das ist die devise. im devisen-ausgeben bin ich gut, denke ich und laeute den „neuen optimismus“ ein. unter der dusche stehe ich weiter herum und tue nichts. das wasser laeuft. einseifen. weiter rumstehen. im radio laeuft wie jeden morgen shakira mit „hips don’t lie“. ich hasse shakira. sie klingt wie das kind von kermit und susanne daubner. vor susanne dauber habe ich grosse angst. laura duennwald hingegen ist huebsch. steffen seibert hat ne merkwuerdige frisur, wickert immer husten und klaus kleber sitzt sehr schief da. und wie weit die augen von katharina wolkenhauer auseinanderstehen ist fuerchterlich. wie hiess dieser kerl von sat1, der immer nach jedem satz „meine damen und herren“ sagt, wobei er das „d“ von „und“ immer zu „herren“ herueberbindet wie die beiden „s“ bei „les etats unis“? es dauert hier alles viel zu lang, wird ploetzlich klar. hastig raus aus der dusche. spiegel. irgendwas stimmt nicht, denke ich beim rasieren. aha. geil. vergessen, die haare zu waschen. lider sehr langsam schliessen. ohne seufzer. wieder rein und haare waschen. nochmal abtrocknen. wie bloed das alles manchmal ist, geht mir durch den kopf. aber nachher werde ich dieses leckere schokocroissant verzehren, weiss ich. zaehne putzen, haare trocknen, deo, fuesse verpflastern und raus. leise im flur. dann gegen das aufgestellte waeschegestell stossen obwohl das bereits 15 minuten zuvor am selben ort stand. es ist teilweise wirklich sehr bloed, wie alles ist. in meinem zimmer in den ekligen blaumann. achso, gerade geduscht. dann die sicherheitsschuhe mit stahlkappe und vor allem stahlsohle zur hand nehmen. geschundene fuesse behutsam hinein manoevrieren. wenn der schmerz mich trifft...nur fuer’s geld, nur fuer’s geld, geld, urlaub, klamotten, geld...in die kueche gehen um brote zu schmieren. leckere brote, denke ich. mit salat rauf und gurken. solche brote, wie ich sie nie mit in die schule bekam. die anderen kinder hatten immer diese leckeren: weissbrot oder baguette, salat, schinken, kaese und remoulade und so. bei mir war mehr so das ding, dass ich etwas aelteres graubrot, meist die letzten stuecke vor dem knust – heisst es wirklich knust? – mit sehr wenig butter und einer verschwitzten scheibe salami dabei hatte. die andern sind jetzt alle dick, troeste ich mich und...alter, kurz vor halb! brot holen aus der vorratskammer. belag vergessen. nochmal in die vorratskammer. das altpapier ist in einem regal aufgestapelt. ich bleibe an der ecke einer pizza-schachtel haengen, die ganz unten liegt. der stapel faellt. belag aus dem kuehlschrank holen. butter nicht vergessen. nicht vergessen. phew. blick aus den augenwinkeln auf den papierhaufen. liegenlassen, denke ich. wegdrehen. waere eine riesenfilmszene, denke ich und rufe den „neuen slapstick“ aus. vielleicht nochmal empoert den kopf schuetteln. vielleicht zu uebertrieben. kurz einschlafen beim anblick des papiers, das waers! zufrieden an die brote ran. butter zu hart, brot reisst beim schmieren. blick zur seite. niemand scheint das missgeschick bemerkt zu haben. manche sachen sind irgendwann einfach egal, denke ich und erwaege, die „neue gleichgueltigkeit“ auszurufen. ich lasse es bleiben und drapiere schinken ueber den riss im brot. triumphierender blick durch die kueche. noch zwei weitere brote, dann salat rauf, pfeffer, salz und schnell zuklappen. alufolie her. leer. tief einatmen. frischhaltefolie minderer qualitaet hat die unangenehme eigenschaft, zu sehr zu kleben. man weiss ja, wenn sie gar nicht klebt, klappt das auch alles nicht. aber wenn sie ZU sehr klebt, geht gar nichts mehr. verzweifelt ziehen, reissen, zerknuellen. nach ungefaehr 13 metern folie sind die drei brote mehr sporadisch verpackt. viertel vor...rein in die tasche mit den dingern, raus aus der wohnung. geil, tuer knallte zu. naja. es ist einsatz. die vor der haustuer liegende zeitung aufklauben, ins auto, fast vorzeitig aus dem leben scheiden wegen der am vorabend im auto viel zu laut aufgedrehten musik. motor an und kickdown. ha! ihr penner!

...to be continued.

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