die ampel an der kreuzung ist rot. wie jeden morgen. von links kommen zwei riesige lastwagen, die sehr lange baumstaemme und riesige felsbrocken geladen haben. sie fahren geradeaus und sehr langsam. wie jeden morgen. meine ampel wird danach gruen. ich biege rechts ab und habe die convois exceptionels direkt vor mir. wie jeden morgen. ein laecheln in resignation, denke ich, ist das groesste. jeden morgen muss ich dann auch an meinen alten herren denken, der von solch riesenmaschinen immer ehrfuerchtig als „sattelschlepper“, „tieflader“ und „40-tonner“ spricht und am liebsten selbst lasterfahrer waere. selbstverstaendlich ist die landstrasse die komplette strecke einspurig.
am baecker raus, croissant her und einen euro in zwei fuenfziger wechseln lassen. schnell zur zielfirma. auf dem firmenparkplatz im auto sitzen bleiben. croissant verschlingen. es schmeckt fantastisch, kruemelt aber sehr. schlagzeilen ueberfliegen. grass warn nazi. wirtschaft geht so. naja. reingehen. aus dem pausenraum maennerodeur at its finest: zigaretten, schweiss, alkohol. schnell vorbei. 2 azubis gruessen verstohlen. ich betrete den kanban-bereich. kanban ist japanisch und bedeutet „irgendwas mit ordnung oder so“, sagte mir mein chef am ersten arbeitstag. mein chef ist klein, buckelig und hat den kopf immer im nacken. er traegt brille, schnurrbart, spricht sehr, fast schon zu schnell und schwaebisch. er sitzt gerade neben herrn velalakan, meinem kollegen, den er qua mangelnder sprachkompetenz einfach „vella“ ruft. vella sieht aus wie eine mischung aus tick, trick oder track von tick, trick und track und monchichi. er selbst ist klein, seine haare dafuer gross und seine arme noch laenger. sie haengen einfach am koerper herunter und reichen ihm etwa bis zu den knien. der chef und vella kommen immer zu frueh und unterhalten sich angeregt, wenn ich ankomme. bombay vs. alb-schwaebisch. die dialoge sind immer gleich. vella: blabla, ist gut arbeit, gut arbeit. dabei nickt er bekraeftigend. chef: jaja, verdiensch gudes geld... sein blick schweift in die ferne. wie isch des mit urlaub in indie? (nein, kein "n" vergessen.), will er oft wissen. vella: (brabbelt zunaechst unverstaendlichen kram) gut urlaub, nixe gefaehrlich, gut, mit eisenbahn, urlaub gut. (dann wieder merkwuerdige geraeusche) der chef erzaehlt dann oft von der radtour, die er im letzten jahr gemacht habe. vella versteht kein wort.
ich haenge meine tasche an den haken. morge, sagt der chef. vella guckt irgendwie traurig. s’isch brudal heisse drausse, sagt der chef. ich nicke. jaja. er steht auf und erklaert, wie wichtig das jetzt alles „mim kanban“ sei. er tut das jeden morgen. autosuggestion, vorher war er naemlich leiter eines anderen, wichtigeren bereichs und wurde dann zum kanban-trottel degradiert. immer nicken. wichtig ist ohnehin alles in der schamwandbranche. schamwaende. ein ekliges wort. allerdings handelt es sich dabei nicht um organische waende, sondern um beschichtetes sperrholz, das auf metallfuesse gestellt wird und dann als sichtschutz und kabinenwand in grossraumtoilletten fungiert.
die sirene noergelt los. 6 uhr. schichtbeginn. riesenbock drauf. 8 stunden mit einer art bollerwagen durch die schamwandfabrik eiern und den nach alkohol stinkenden schwabenmitarbeitern schrauben und aluteile anliefern. los! erste station, alubereich. dort arbeitet herr klett, der so aussieht wie wolle petry. er sagt: hol’sch ma’n gerhard! mit gerhard meint er meinen chef. er zeigt auf einen 3 meter hohen stapel kisten, alle randvoll mit aluteilen. er grinst. ich weiss genau, warum. mein chef beschwert sich staendig ueber die zu langsam arbeitende alu-abteilung. jetzt hatten die „jungs vom alu“ in der nachtschicht alle ausstaende aufgeholt und fuer meinen chef unerreichbar hoch aufgestapelt. ich muss auch grinsen. diese debilen idioten.
...to be continued.
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