Mittwoch, 31. Mai 2006
der muff von 1000 jahren...

dienstag. seminar 16-18h. thema: unterhaltung - eine definition. ich sitze in der letzten reihe. vorn simmeln drei maedchen durch ein referat, dass maessig bis schlecht strukturiert und inhaltlich leider auch duenner als dick ist. das maedchen, das gerade spricht, war in den wochen zuvor noch als gutbuergerlicher schwaben-punk verkleidet. offensichtlich fand sie ihr altes sozialrebellen-kostuem mit zerrissenen strumpfhosen, stiefeln und bunten haaren aber eines referates nicht angemessen und ersetzte es kurzerhand durch wenig differente kleidung, die sie wahrscheinlich bei quelle bestellt hatte. sie erzaehlt von unterhaltung im radio. manche lauschen aufmerksam. viele gaehnen. zu recht. neben mir sitzt eine frau (!), die nicht aussieht wie eine. dafuer riecht sie streng. es ist sehr unangenehm. sie traegt orange. wieso nicht?! rechts neben mir ein etwas dicklicher sportsfreund, der der liebling des profs ist. sobald dieser etwas sagt, murmelt der sportsfreund "ja, ja..." und nickt dabei. sein kopf verwandelt sich dann in riesiges zaepfchen... der orange sweater der frau-die-keine-ist hat keine buende. weder an den aermeln, noch am saum und ist auch sonst etwas ausgeleiert. sie traegt einen ehering. ich schaue weg.
noch wird mit den handouts hantiert, die aus drei nicht zusammengehefteten seiten bestehen und auch sonst irgendwie nicht sortiert zu sein scheinen. ich befolge den rat der referentinnen, ‚nehmt euch einfach immer drei von oben runter’ und erhalte zweimal seite 2 und einmal seite 3. da andere dasselbe problem haben, entsteht tumult. der prof bittet um ruhe. der sportsfreund auch. auf der linken seite des Us aus stuehlen und tischen bricht die grosse hektik aus. die dort sitzende maedchenriege fuhrwerkt wild mit den handout-papieren, bemerkt, dass der rest sie, zum teil unglaeubig, anstarrt und stellt das hantieren unter schuldbewusster blicksenkung wieder ein...nicht ohne dieselbe zwei minuten spaeter in engagiert-aufgeraeumtem fluesterton wieder zu beginnen. eine heisst tabea und spricht lauter als die anderen. der sportsfreund wirft ihr vernichtende blicke zu.
die dame mit dem radio-thema ist mit ihrem stoff offenbar durch. niemand hatte wirklich zugehoert. der prof auch nicht. trotzdem will er diskutieren und faengt eine debatte ueber radio-formate an, die mit dem referat nichts zu tun hat. die maedchenriege ist mittlerweile gut sortiert und beteiligt sich rege. ‚dohoch, bei swr1 kommen auch oldies oft!’, sagt die eine. ‚ja, aber keine einschaltsendungen!, will die naechste wissen. die dritte ist allerdings bereit zu schwoeren, kuerzlich eine solche gehoert zu haben. in bayern sei das ja ohnehin anders mit den radiosparten, ruft ein lockiger bebrillter von rechts und versucht dabei, sein abstossendes kaugummigekaue zu unterdruecken. er hat mindestens schuhgroesse 49einhalb.
ich sehe auf mein telefon: sms von ulf. konzert von ‚bombshell rocks’ um neun. punk. knueppelharter punk. backyardbabies, the bones, dropkick murphys. ich sage ab. ist ja ausserdem noch laenderspiel heute. deutschland - japan. ich erwaege, die frau-die-keine-ist nach ihrer meinung zum luxemburg-spiel und ihrem tip fuer heute abend zu fragen, lasse es dann aber.
mittlerweile ist der allgemeine aufruhr beendet. die zweite referentin spricht jetzt ueber unterhaltung im fernsehen. bei ihrer ihrer skizze der geschichte von tv-unterhaltung unterlaufen ihre leider kapitale fehler: sie vergleicht oeffentlich-rechtliche mit privatsendern im deutschland der 50er jahre. der sportsfreund laesst ihr das nicht durchgehen, protestiert lautstark und schielt zum prof. der gibt ihm recht, der sportsfreund lehnt sich zurueck und notiert notizen.
der zweite referatspart geht zu ende. er war so gehaltlos, dass nicht mal der prof diskutieren will. es gibt auch keine kritik. einfach zum naechsten thema. getunnelt. hoechststrafe.
die dritte delinquentin traegt den klassischen bwl-look. gerade geschnittene schwarze nylon-hose, rosa rollkragen, schwarze absaetze und hochgestecktes haar. spaeter wird sie in ihre blaues golf-cabrio steigen. was sie wohl hier will?
huebsche augen hat sie. die helfen ihr allerdings auch nicht, als sich sportsfreund, prof, maedchenriege und der nicht mehr ganz frisch aussehende schweizer pseudodandy david auf sie und ihr thema printmedien stuerzen. roetlichen flecken auf ihrem gesicht, hektische bewegungen. sie faellt.
fast feixend gibt ihr eine voellig ueberschminkte dicke von vorn rechts den rest. mit ihren feisten finger gestikulierend und triumphierendem laecheln aufm dem schweinsgesicht reformuliert sie die kritik des prof und erntet unter anderem die zustimmung des sportsfreundes.
vor mir sitzt ein schmierig-bematteter, grobschlaechtiger kerl, der seiner rechten nebensitzerin - offenbar seine freundin - das ausgefallene kopfhaar vom ruecken zupft. ploetzlich dreht er sich nach links. sein maennlicher nachbar traegt auch langes haar und hat irgendwie aehnlichkeit mit jon bonjovi. der grobschlaechtige deutet scherzhaft an, auch ihm haare abzupfen zu wollen und findet das sehr lustig. bonjovi laechelt muede. ich auch. keep the faith!
das referatsgespann beschliesst den schwachen vortrag mit dem noch schwaecheren fazit, dass man ‚das jetzt alles nicht so genau sagen koenne und die grenzen da sowieso irgendwie fliessend seien’.
wir sagen dankeschoen und auf wiedersehen.

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theater- und medienwissenschaft? ;)

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fast. ;)

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