Dienstag, 5. Dezember 2006
ein tag mit freunden.

(alt ist auch dieser text. dennoch.)

09.00
ulm: kehrt von der arbeit in einem schmierigem nachtclub zurueck.
bielefeld: oeffnet die zweite schachtel zigaretten, lernpause mit fernsehen nach 4 durchgelernten stunden.
sibirien: macht sich so langsam auf den heimweg, in begleitung.
ostberlin: beschloss bereits im schlaf, „heute mal nicht zu gehen“
dresden: plant den naechsten studienabbruch.
heilbronn: „ist bei seiner freundin.“
schrotzberg: ist bereits mit grossem engagement ins medizinstudium vertieft.
goeppingen: schlaeft definitiv.

11.00
ulm: plant mit noch nicht volljaehrigen freundinnen den anstehenden ausflug der katholischen jugend kirchentellinsfurt in den harz.
bielefeld: scharwenzelt waehrend verlaengerter lernpause und noch mehr zigaretten untaetig durch die weiten flure.
sibirien: taumelt mit maedchen oder sowas aehnlichem etwas benommen durch die sektbar im 2. stock.
ostberlin: hatte ja beschlossen, „heute mal nicht zu gehen“
dresden: denkt an die schoene nacht zurueck, in der er mit seinen griechischen und russischen freunden das bett teilte und wird melancholisch.
heilbronn: vertreibt nach der rueckkehr von „seiner freundin“ die sich erbrechenden heilbronner nachbarn aus flur und zimmer.
schrotzberg: bemerkt waehrend eines zweiten fruehstuecks, dass es von immensem unterhaltungswert sein kann, den titel des films „cold case“ mit „kalter kaese“ zu uebersetzen und beisst herzhaft von seinem ketchup-toast ab.
goeppingen: erwacht, fuehlt sich alt und gebrechlich, dreht sich eine zigarette und schlaeft wieder ein.

13.00
ulm: kann nach aufreibenden verhandlungen ueber die kirchenexkursion einen kleinen happen vertragen und bereitet sich mal schnell ungefaehr 12 kilogramm nudeln mit 8 litern leckerer kaesesauce zu.
bielefeld: entschliesst sich, die nun wirklich zu lang andauernde lernpause zu beenden und ebenfalls etwas zu essen. mittels ausgebuffter rhetorischer tricks gelingt es schliesslich, ulm einen teil seiner nudeln abzuluchsen.
sibirien: versucht nach kurzem aufenthalt im 2. stock voellig entkraeftet, die naechste party zu organisieren. als staerkender snack dienen hierbei zwei glas mayonaise.
ostberlin: luemmelt nach dem erwachen faul und zufrieden im wohnzimmer. schliesslich „geht er ja heute mal nicht.“
dresden: findet nach langem tuefteln heraus, dass sein vorname rueckwaerts gesprochen und ohne „g“ zu „roger“ wird
heilbronn: entschliesst, sowohl seinem zimmer als auch seiner lunge einen neuen duft zu verpassen und dampft unkontrolliert los.
schrotzberg: sortiert, noch immer von „kalter kaese“ erfreut, seine hartwuerste, die in grosser zahl von der kuechendecke baumeln.
goeppingen: ahnt, dass es zu ende geht und stuerzt zum fruehstueck den rest martini herunter, der vom letzten alkoholexzess mit seiner freundin geblieben war.

15.00
ulm: glaenzt durch engagement fuer die jungs und scheitert dennoch klaeglich beim versuch den immensen wust an partyabrechnungen in ordnung zu bringen, die sich waehrend seines laengeren kurzurlaubs angesammelt hatten.
bielefeld: ruht sich vor dem fernseher aus um nach dem vielen essen wieder richtig durchstarten zu koennen und raucht dabei 17 verdauungszigaretten.
sibirien: macht sich von mayonaise und maedchen gezeichnet daran, das naechste grossevent eines stadtbekannten russischen vereins vorzubereiten, der minderjaehrige, nymphomanische russinnen an deutsche feiergesellschaften vermittelt.
ostberlin: hat mittlerweile geduscht, fruehstueckt opulent mit fleischsalat und eiern und droht mit grosser geste jedem schlaege an, der seinen nahrungsmitteln zu nahe kommt.
dresden: befindet im stillen kaemmerlein, dass es von grosser nonchalance und noch viel groesserer eloquenz waere, an diesem abend mal einen mantel zu tragen.
heilbronn: kommt durch die zunaechst unterschaetzte rauchentwicklung in seinem zimmer fast ums leben und wird gluecklichweise in letzter sekunde von bielefeld gerettet, der mit der frage „eh, haste mal 12 zigaretten fuer mich?“ eingetreten war.
schrotzberg: steckt sich zwei grosse stuecke hartwurst in den mund, gibt vor, eine weisheitszahnoperation hinter sich zu haben und wartet auf huebsche maedchen, die ihn pflegen.
goeppingen: erzaehlt ueberall herum, dass er „diese hausarbeit unbedingt bestehen muss“, begibt sich zurueck in sein zimmer schlaegt die zeit mit zigarettendrehen, rumluemmeln und 2-3 schluck martini tot.

17.00
ulm: ist zunaechst entsetzt, dann aber doch ganz froh darueber, dass seine partyabrechnungen im heilbronner grossbrand nebenan verfeuert wurden und kaemmt sich zufrieden seine etwas langen haare.
bielefeld: wird nachdenklich bei reminiszenzen an die grossen jahre, in denen er geschaefte mit schwer hustenden, aeltlichen bochumer bohèmes machte, die seidenschals um ihre faltigen haelse drapiert hatten und immer „schalke gucken“ wollten. was wohl koennte in diesem moment seiner nostalgie groesseren ausdruck verleihen als eine zigarette?
sibirien: bemerkt die bereits fortgeschrittene tageszeit und macht seinen plattenkoffer fuer die naechste party klar, auf der er nicht als gast und schon gar nicht als dj eingeladen ist.
ostberlin: beginnt mit dresden spontan ein spannendes tischtennisturnier und trinkt dabei sein elftes bier.
dresden: haelt es waehrend des tischtennisspielens fuer immens eloquent, sich eine zuvor geliehene krawatte um den kopf zu binden und freut sich mit berlin darueber „erstmal ne molle zu kloppen.“
heilbronn: reisst bielefeld aus seinen tagtraeumen und schenkt ihm aus dankbarkeit fuer die lebensrettung all seine zigaretten. bielefeld findet das gut.
schrotzberg: sitzt allein in seinem zimmer und nimmt etwas enttaeuscht die beiden wurststuecke aus dem mund, die inzwischen ziemlich aufgequollen und eklig sind.
goeppingen: ist etwas angetrunken und faehrt in seinem weissen mazda mit der gruenen motorhaube, die zweifelsfrei sehr sportlich wirkt zu seinem job. dieser besteht aus schmuddelfilmchen im hinterzimmer einer videothek ansehen. goeppingen mag seinen job.

19.00
ulm: macht sich mit frisch gekaemmten haaren und verbrannten rechnungen sorgenfrei partyfertig. er legt dazu eine braune kordhose mit einem farbenfrohen orange-gestreiften flanellhemd an.
bielefeld: ist von heilbronns pathetischer danksagung so geruehrt, dass er zunaechst mal nicht zum lernen kommt und gedankenverloren die erhaltenen zigaretten konsumiert.
sibirien: hat nun doch sehr grossen hunger und bereitet ein leckeres knoblauch-mayonaise-gratin zu. dazu soll es mit mayonaise marinierte haehnchenschenkel geben. das dessert und damit der kroenende abschluss ist eine im wesentlichen aus mayonaise bestehende suessspeise, die mit etwas mayonaise garniert wird.
ostberlin: ist beim siebzehnten bier und der 23. tischtennis-niederlage gegen dresden, als er beschliesst, dem elend ein ende zu machen und den rest des tages mit dem ansehen zweitklassiger action-streifen aus den achtzigern zu verbringen.
dresden: ist sehr aufgedreht und laeuft planlos durchs haus um nichtsahnende passanten entweder wahllos vollzulabern oder zum tischtennis aufzufordern.
heilbronn: sitzt ohne zigaretten vor den scherben seiner existenz und versucht die misere mit der zubereitung diverser speisen auszubuegeln.
schrotzberg: ist noch immer etwas schlecht gelaunt wegen der misslungenen weissheitszahngeschichte und erfreut sich gekuenstelt an profanen dingen wie beschlagenen brillenglaesern und dem ersinnen einfaeltiger wortspiele wie „hallo, ich bin es - Ören!“
goeppingen: kommt wegen einer ungluecklichen panne mit dem mazda nie in der videothek an und wird deswegen gefeuert. sein chef empfiehlt ihm „altersteilzeit“.

21.00
ulm: entschliesst sich kurzfristig zu einer nicht naeher befristeten europareise und faehrt sofort los.
bielefeld: hat sich etwas gefangen, laeuft durchs haus und erzaehlt ueberall, dass er nicht mitfeiern koenne, wegen des am darauffolgenden tage einzuhaltenden lernpensums.
sibirien: sagt „ich muss auf pegel kommen!“ und macht sich an einigen flaschen hochprozentigem zu schaffen. dabei legt er platten auf, tanzt ausgelassen und telefoniert parallel mit verschiedenen maedchen, die sich am abend aus verschiedenen gruenden lieber nicht begegnen sollten.
ostberlin: streichelt seinen in letzter zeit etwas dicker gewordenen bauch vor dem fernseher und verlangt lauthals nach „schips mit avocado-dip.“
dresden: hat einen teil der tischtennisplatte hochgeklappt und spielt jetzt ohne partner.
heilbronn: versetzt sich nach dem ausgiebigen essen mit einigen bewusstseinserweiternden stoffen, die gluecklicherweise bis dahin noch nicht verbrannt waren, bis auf weiteres in einen komatoösen zustand.
schrotzberg: legt seinen guertel mit der grossen schnalle, in der ein feuerzeug integriert ist an und fuehlt sich sofort ausgesprochen gut.
goeppingen: faellt es ploetzlich wie schuppen von den augen: er gehoert zum alten eisen, zu jener gruppe schwer vermittelbarer, wenig qualifizierter mittfuenfziger, deren zukunft alles andere als rosig aussieht. er ruft sofort seine freundin an um sich mit derselben mal gehoerig einen reinzustellen.

23.00
ulm: ist weg.
bielefeld: gibt vor schlafen zu gehen. in wahrheit spielt er allerdings computerspiele, die aelter sind als er selbst und demnach eigentlich gar nicht existieren duerften.
sibirien: beschloss, nun doch zu hause zu feiern und laedt freunde ein. zuversichtlich verbreitet er, dass „von mir so 30-40 leute“ kommen.
ostberlin: schnarcht laut vor dem fernseher und traeumt von barbusigen frauen, die ihm mit avocado-dip beschmierte „schips“ anreichen.
dresden: vergass, die am kopf getragene krawatte abzulegen, fuehlt sich kurz laecherlich, dann aber wieder nonchalant und setzt sich zu sibirien, der bislang allein, aber noch immer optimistisch feiert.
heilbronn: ist trotz seines bedenklichen zustandes geistesgegenwaertig genug, um seine heilbronner suffkumpanen, die sich bevorzugt in seinem zimmer erbrechen an diesem abend nicht einzuladen.
schrotzberg: stellt sich vor, wie er spaeter sibiriens weibliche bekanntschaften mit seinem feuerzeug-guertel beeindrucken wird und trinkt einen schluck ketchup.
goeppingen: setzt sich mit seiner freundin und einer flasche wodka an die theke. sie trinken schweigend. er hat ihr noch nichts vom kaputten mazda und dem verlorenen job erzaehlt. „einen noch“, denkt er, “dann sag ichs ihr.“

01.00
ulm: ist fuer die naechsten zwei wochen weg.
bielefeld: schleicht sich in andere zimmer um dort neuere computerspiele an besseren computern spielen zu koennen. das macht er oft, wenn die anderen feiern.
sibirien:'s 30-40 leute entpuppten sich als 3-4 leute, die eigentlich jeden tag da und daher mittlerweile unempfaenglich fuer sibiriens balz-gehabe und schrotzbergs feuerzeug-guertel sind.
ostberlin: schnarcht im wohnzimmer und traeumt mittlerweile von irgendwelchen typen, denen er mal schoen eine reinhauen kann.
dresden: bugsiert sich gekonnt auf jedes bild, das mit einer digitalkamera auf der party geschossen wird. dabei zieht er alberne grimassen oder reisst die arme mit gewinnergeste in die hoehe.
heilbronn: beginnt zu halluzinieren und bestaetigt jedem weiblichen partygast einen angenehmen geruch, nachdem er ihn intensiv beschnuppert hat.
schrotzberg: sitzt zusammengesunken in einer ecke und starrt auf die glaenzende guertelschnalle mit integriertem feuerzeug in seiner hand.
goeppingen: und seine freundin sind nach der zweiten flasche wodka einfach vom hocker gefallen. er hat es ihr nicht gesagt.

03.00
ulm: bekommt ein schlechtes gewissen, ruft an und gibt vor, familiaere probleme klaeren und deswegen weg zu muessen. das soll davon ablenken, dass er ab sofort einen dreck auf den katholizismus gibt und mit seiner minderjaehrigen freundin durchbrennt.
bielefeld: wird in dresdens zimmer ueberrascht und muss sich und anderen eingestehen, dass er aufgrund seiner naechtlichen zocker-eskapaden das staatsexamen erneut verschieben muss. etwas griesgraemig schlaeft er ein. sibirien: animiert alle noch anwesenden partygaeste zum schnapstrinken. weil niemand mitmachen will, haut er sich die dinger mit aller gewalt eben allein in die ruebe, bemerkt alsbald, dass er sehr betrunken und ohne begleitung ist. beleidigt geht er schlafen und ueberlaesst die party ihrem schicksal.
ostberlin: erzaehlt zusammenhangslosen quatsch im schlaf: „ja, wir hatten da wat jetrunken jehabt jewesen.“
dresden: erbricht sich vor dem schlafen nochmal in sein waschbecken, entfernt das erbrochene, buegelt seinen pyjama und entschlummert selig.
heilbronn: faellt voellig benebelt vom inhalieren der verschiedenen partygerueche ins bett.
schrotzberg: bemerkt, dass die party zu ende geht und trollt sich ebenfalls.
goeppingen: wird zurueckgelassen. er schnarcht leise.

alle aehnlichkeiten mit lebenden personen und realen handlungen sind rein zufaellig und nicht beabsichtigt.

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Mittwoch, 22. November 2006
tristesse schwabiale

dienstag morgen, 09:35 uhr. die morgendliche routine bereits erfolgreich und ohne zwischenfaelle absolviert. lieblingstape unter der dusche gehoert, nichts umgeworfen oder anderweitig verhauen, gefruehstueckt - der kaffee schmeckte bemerkenswert gut. sonnenschein draussen, ein zwar kalter aber klarer morgen. jacke 'ran, tasche her, zeitung mitnehmen, das haus verlassen. ins auto steigen und sich freuen, dass am vorabend die anlage beim verlassen des wagens etwas leiser gedreht worden ist. los! aus der strasse raus. ampel. rot. warten. gruen. los. abbiegen. weiter. naechste ampel wird gelb. der vordermann beschleunigt um kurz vor der ampel abzubremsen. ui! in die eisen! kein abs, fast unfall! „if your heart beats like a hammer...“, singt b.b.king. jaja. adrenalin pumpt. naja, aber gutgegangen. fantastischer tag. jetzt kann gar nichts mehr passieren. musik lauter. ploetzlich: lichthupe von hinten. der wagen steht so hinter mir, dass ich nur die front erkennen kann. passat wohl. hm, kenn ich nicht. ampel gruen. geht los. blick in den rueckspiegel: aha, na klar, die bullen! „stop!“ fordert die anzeige auf dem wagendach. wie geil sind die denn jetzt? ist was mit meiner karre? blinker? bremslicht? auspuff abgefallen? nur schikane? rechts ran. scheibe runter. rock, 09:45 uhr. mal sehen. die herren entsteigen ihrem wagen. einer stellt sich schraeg hinter die beifahrertuer, der andere kommt auf mein fenster zu. nummer sicher. gluecklicherweise haben sie die hand noch nicht am schiesseisen. "schoenen guten morgen, personenkontrolle." aeh, ja, klar. personenkontrolle. der schutzmann erhaelt meine papiere und zieht sich in seinen wagen zurueck, wo er wild mit funkgeraeten und anderen sachen hantiert. der andere sichert meinen wagen und achtet darauf, dass ich keine waffe ziehe und unkontrolliert herumzuknallern anfange. 09:55 uhr. es dauert sehr lange. dann steigt der mit den papieren aus und kommt auf meinen wagen zu. "so, sie wohnet hier in X, herr y?" ja, ich wohnet hier. "dann haett ich gern noch ihren personalausweis gesehn." ja, mann. also, perso 'raus. er geht - nein, er schlendert - zurueck zum wagen. lass' dir ruhig zeit, amigo. der andere passt sehr genau auf mich auf. 10:05 uhr. rock. ich komme zu spaet. faschistennazikommunistenstaat. 10:10 uhr. da, er kommt wieder. "so, sie wisset scho, dass sie ihren wage auf X ummelde muesset, wenn sie hier wohnet?!" du weisst scho, dass ich dir glei...naja. nein, weiss ich nicht. erkundigte mich nach umzug beim amt, das dieses verneinte. "sie muesset des nommal pruefe." jaja. also doch nur schikane. golf 3 verpflichtet. "sie wisset, wieso mir sie angehalde ham?" NEIN, MANN! WEGEN ALKOHOL VIELLEICHT? IST JA SCHON 10. MEINE ERSTEN 3 HALBEN HAB’ ICH SCHON DRIN UND AUCH NICHTS GEGEN EINEN TEST! nein, aber sie werden's mir bestimmt gleich sagen. "sie waret net angeschnallt, herr y." oh mann. muedes laecheln, leiser seufzer, augen ganz langsam schliessen. "wege dere ummeldung verwarn' ich sie muendlich. des anschnalle koscht 30 euro. wenn sie dann hier quittiere würde..." haaaaaaaaaaaaaaaaaaa. ich raste kurz aus, schreie sehr laut, headbaenge, beisse ins lenkrad, fasse und raeuspere mich und quittiere dann. 30 oecken durchs klo! "schoenen tag dann noch." ja, ciao, tschuess, ciaaao. 10:20 uhr. einen termin verpasst, zum zweiten zu spaet und dreissig tacken weniger auffer kante. kein nerv mehr fuer slapstick, einschlafen, hinfallen. keine devisen mehr ausgeben heute. muede, niedergeschlagen und mit haengenden schultern verbringe ich den rest dieses wahrlich beschissenen tages. allein eins bleibt mir: der kavaliersstart vor den augen der boys - unangeschnallt.

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Dienstag, 21. November 2006
der muff von 1000 jahren (III)

montag. seminar 14-16h. thema: die anfaenge des sozialstaats in nordamerika im 19. jahrhundert. gewinnerthema. abgesehen vom thema scheinen auch die teilnehmer samt und sonders auf der gewinnerseite zu stehen. die beiden jungen damen, die mit der leitung der heutigen sitzung betraut worden sind, gehören definitiv auch dazu. die eine ist blond und aehnelt einer ungeschminkten barbara rudnik nach 2 schachteln gitanes und einer flasche bombay-saphire. die andere ist sehr klein, traegt dunkles haar, das entweder sie selbst oder ihre mutter (sie wohnt bestimmt irgendwo im umkreis und "pendelt 'rein") stutzt und ist bekleidet mit einem beigen fruit-of-the-loom-pullover, der etwas zu gross ist und daher am hals schief sitzt. die schulternaht endet etwa am ellebogen. das handout der beiden strotzt vor rechtschreibfehlern. der dozent kringelt ein, unterstreicht, markiert am rand. hauptseminar. waehrend die beiden also nervoes versuchen, die auf dem handout notierten stichpunkte etwas anders zu formulieren damit es nicht so klingt, als haette man ausser dem niedergeschriebenen nichts weiter recherchiert, besichtige ich den gewinner schraeg vor mir. derselbe traegt eine gruen-schwarze schlabber-trainingsjacke, blaue jeans, jogging-schuhe, eine cap auf der "france" steht, brille und den mund staendig geoeffnet. dazu feinhaarschnurri und langes, fettiges haar, das er auf der rueckseite der groessenverstellbaren cap durch dieselbe hindurchgefuehrt hat. neben ihm sitzt der mann mit der helmigsten frisur des seminars - auch er ein absoluter abraeumer. die frisur schuetzt ihn gegen gefahren von aussen und der kackbraune h&m-grobripp-pullover vor allem anderen. ploetzlich oeffnet sich die tuer des seminarraums, der eigentlich keiner ist, sondern vielmehr eine bibliothek, die hastig und provisorisch mit stuehlen und tischen ausgestattet wurde. es tritt ein der langhaarige mit brille und metal-baertchen, der immer zu spaet kommt. der dozent sagt: aus gegebenen anlass mache ich noch einmal darauf aufmerksam, dass wir um 14:15 uhr beginnen. er wuerdigt den langhaarigen mit brille, der in seinem ruecken den raum betreten hatte, dabei keines blickes. rock. er spricht ausserdem durchgaengig in derselben tonlage, sagen wir fis-dur. er ist eigentlich emeritus, wurde aber qua personalmangels reaktiviert. ganz alte schule: er sagt "neuyork" und "nota optime". die referentinnen erklaeren dann, dass das mit den charity-organizations irgendwie mit der industrialisierung zusammenhaengt, weil seit beginn derselben - den sie 1870 (!) ansiedeln - ploetzlich ganz viel armut entstanden sei. so! dem dozenten gefaellt das nun gar nicht. er unterbricht und erzaehlt von der entwicklung der eisenbahn in den USA und betont des oefteren, dass er das nicht weiter ausfuehren wolle. mit dem spruch: "heute denkt man ja, die kartoffel waechst im supermarkt!" erntet er einige lacher. unter anderem das des sportsfreundes neben mir. farbenfrohe gruene zip-jacke, braune jeans und eine digitaluhr mit zahlentastatur, auf der man gegebenenfalls wichtige zahlenkombinationen einprogrammieren kann. die referats-girls lassen dann durchscheinen, dass sie einschlaegige literatur nicht eingesehen haben. der strebsamste seminargewinner korrigiert sie und zeigt immer dann auf, wenn das veroeffentlichungsjahr eines werkes gefragt ist. "das kapital" - 1867!, ruft er. "wohlstand der nationen" - 1776, genau wie unabhaengigkeit der USA! der "leviathan" - 1651! nachdem er die - stets korrekte - zahl genannt hat, lehnt er sich zurueck, fingert linkisch in seinen unterlagen herum und versucht dabei, aus den augenwinkeln reaktionen auf das gesagte zu erhaschen. dem dozenten wird ploetzlich bewusst, dass einen grossteil der gewinnenden seminarteilnehmer nichts oder nur wenig ueber vitale staatsinteressen im 19. jahrhundert wissen und fuehrt hebt die wichtigkeit von kohle und stahl hervor - wie mein alter deutschlehrer, der, unabhaengig vom thema, in jeder stunde darauf hinwies, dass es im interesse eines jeden staates liege, so viele kanonen wie moeglich zu besitzen. der herr neben mir notiert mit seinem montblanc, den er zuvor aus einem lederetui mit seinen initialen darauf, gezogen hatte, wichtige notizen in sein moleskine. rot-weiss kariertes hemd mit dem reiter, braune cord-hose, timberlands. burberry-schal und barbour-jacke hatte er abgelegt. bierjunge! haengt! spiel, satz und sieg.
die sitzung geht dem ende zu. der dozent beanstandet jetzt all jenes, was er zuvor im paper der damen markiert hatte. rechtschreib-, form- und inhaltliche fehler. die etwas kleine, dunkelhaarige scheint mit den traenen zu kaempfen. der voellig verheizte barbara-rudnik-abklatsch leidet an nervositätsflecken am hals. der dozent sagt, dass man an den vortraegen noch arbeiten muesse und dass die herren x und y in der naechsten sitzung dazu gelegenheit bekaemen. ohne das obligatorische raunen erheben sich die gewinner und verlassen den raum.
man moechte die arme in die luft reissen und den aufbrandenden applaus geniessen.

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Dienstag, 19. September 2006
tristesse royale pt.3

ich lade andere grosse aluteile, profile, u-schienen und weichlippenprofile auf meinen wagen. den firmenslang beherrsche ich gut. weiter. zweite station, herr hoch, endmontage c. er traegt, wie die meisten mitarbeiter ohrenstoepsel. er hoert so gut wie nichts. wenn ich ihn anspreche, laesst er mich hoeflicherweise immer ausreden. erst danach nimmt er die stoepsel aus den ohren und fragt: wie bitte? er brauche gerade nichts, sagt er heute morgen. hinten sehe ich „n kalle lang“, den kerl mit uebelsten fahne, grobe schweissarbeiten ausfuehren. ich gehe weiter. hinten faellt eine aluschiene von meinem wagen. es ist sehr laut. lider schliessen. geld, geld. schiene wieder hinstellen, festgurten. weiter. an der homag-1 steht der homag-1-mann. er traegt die gepflegteste foenmatte des hauses und einen grossen bauch. auch er riecht immer streng. „zweimal kantenband, blau und weiss“, schreit er. ich nicke und tippe mir an den hut, den ich nicht trage. uebertriebene gesten sind die neue devise. salutieren, strammstehen, gruessen. weiter. im bereich d wartet schon „der pfeiffer“ auf sein alu. die beiden azubis auch. ich lade den alukram ab, frage, ob die herren saturiert seien und gehe weiter. sie hoeren mich sowieso nicht. an der „reichenbacher 3“ steht der kleine ungar und zappelt nervoes. die arbeitsanzuege der firma sind einheitsgroesse und ihm viel zu gross. „...des alu von 2195, bring’sch des alu her!“ ich schlage die hacken zusammen. weiter, vorbei an der „klebelinie“. die truppe von der klebelinie besteht aus dem kleinen, der mindestens siebzig ist und fuer menschen, die des schwaebischen nicht maechtig sind voellig unverstaendlich spricht. ausserdem ist da der kunze, der doppelt so gross ist wie die anderen und der baertige „aschenbronn“, oder so aehnlich, der ausser seinem zotteligen vollbart eine formschoene fleischmuetze mit nackenschoner traegt und darueberhinaus sehr dick ist. in der klebelinie gehoert es ausserdem zum guten ton, oefters mal auszurasten und laut rumzubruellen. schnell vorbei. hinten, bei der „finnpower“ passiert nie was. dafuer sitzt daneben gleich der typ „vom blech“ an seiner blechsaege und ordert wie jeden morgen frische handschuhe. ich vermute zwangsneurose. er spricht nie, sondern hebt nur die hand. ich weiss bescheid. wir verstehen uns. wir sind so, denke ich und stelle mir mittelfinger und zeigefinger ueberkreuzt vor. ich salutiere im vorbeigehen. beim schrankbau wartet schon der kerl vom schrankbau, der aussieht wie asterix und verlangt „fuenfsiebezwanziger rohre“ und „plaschtikstopfe“. geld, geld, geld. weitergehen, einfach nicht beachten. die schlimmste station steht noch bevor: die reichenbacher vier. dort wartet der-typ-von-der-reichenbacher-vier. niemand kennt seinen namen. er ist gross und erinnert von der mimik her an die zombies aus fruehen george romero-streifen. auch er spricht nicht. sieht mich auch nicht an. arbeitet weiter. ich muss um ihn herumlaufen und checken, ob er alles hat. er beachtet mich nicht. sollte ich nicht gruendlich genug nachschauen, wird er spaeter zum chef gehen und sich beschweren. der chef wird zu mir kommen und sagen: „der typ von der reichenbacher vier braucht dies und jenes.“ ich werde salutieren oder anderen quatsch machen. vielleicht die augen schliessen, waehrend er redet und so tun, als sei ich eingeschlafen. eventuell einfach hinfallen und lautstark die gelbe karte fordern. hinten laeuft vella schnatternd zwischen den kanban-regalen hin und her. hinter ihm der chef. er ruft: vella! vella! vella verschwindet quakend hinter den regalen, der chef hinterher: vella, vella! vella arbeitet nur ungern. oft steht er irgendwo und quakt andere mitarbeiter an. immer dann sieht ihn der chef und ruft: vella, wo isch der vella? vella! dann sieht vella zu ihm und der chef winkt ihn herrisch herbei. er geniesst das chef-sein. weiter, schnell weiter. auf dem rueckweg zum kanban-bereich komme ich bei den moebelbauern vorbei. dort arbeitet herr pfister. er ist winzig und sehr duerr. dafuer traegt er riesige ohrenschuetzer im studiokopfhoererformat. er laeuft immer geschaeftig und schnell durch die gegend. er brauche eine reinigungstube, sagt er. damit meint er eine dose reinigungsspray. sehr wohl, sire. letzte station: endmontage e, herr moessner. der kommt gerade auf einem hubwagen angerollert und winkt den moebelbauern zu. die finden das lustig und winken zurueck. im hintergrund hoere ich den chef rufen, vella! vella! ich stelle mir vor, wie der verbloedete moessner in ein regal kracht. veeeella!
naechste runde!

...zunaechst mal nicht zu continuen.

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Montag, 18. September 2006
tristesse royale pt.2

die ampel an der kreuzung ist rot. wie jeden morgen. von links kommen zwei riesige lastwagen, die sehr lange baumstaemme und riesige felsbrocken geladen haben. sie fahren geradeaus und sehr langsam. wie jeden morgen. meine ampel wird danach gruen. ich biege rechts ab und habe die convois exceptionels direkt vor mir. wie jeden morgen. ein laecheln in resignation, denke ich, ist das groesste. jeden morgen muss ich dann auch an meinen alten herren denken, der von solch riesenmaschinen immer ehrfuerchtig als „sattelschlepper“, „tieflader“ und „40-tonner“ spricht und am liebsten selbst lasterfahrer waere. selbstverstaendlich ist die landstrasse die komplette strecke einspurig.
am baecker raus, croissant her und einen euro in zwei fuenfziger wechseln lassen. schnell zur zielfirma. auf dem firmenparkplatz im auto sitzen bleiben. croissant verschlingen. es schmeckt fantastisch, kruemelt aber sehr. schlagzeilen ueberfliegen. grass warn nazi. wirtschaft geht so. naja. reingehen. aus dem pausenraum maennerodeur at its finest: zigaretten, schweiss, alkohol. schnell vorbei. 2 azubis gruessen verstohlen. ich betrete den kanban-bereich. kanban ist japanisch und bedeutet „irgendwas mit ordnung oder so“, sagte mir mein chef am ersten arbeitstag. mein chef ist klein, buckelig und hat den kopf immer im nacken. er traegt brille, schnurrbart, spricht sehr, fast schon zu schnell und schwaebisch. er sitzt gerade neben herrn velalakan, meinem kollegen, den er qua mangelnder sprachkompetenz einfach „vella“ ruft. vella sieht aus wie eine mischung aus tick, trick oder track von tick, trick und track und monchichi. er selbst ist klein, seine haare dafuer gross und seine arme noch laenger. sie haengen einfach am koerper herunter und reichen ihm etwa bis zu den knien. der chef und vella kommen immer zu frueh und unterhalten sich angeregt, wenn ich ankomme. bombay vs. alb-schwaebisch. die dialoge sind immer gleich. vella: blabla, ist gut arbeit, gut arbeit. dabei nickt er bekraeftigend. chef: jaja, verdiensch gudes geld... sein blick schweift in die ferne. wie isch des mit urlaub in indie? (nein, kein "n" vergessen.), will er oft wissen. vella: (brabbelt zunaechst unverstaendlichen kram) gut urlaub, nixe gefaehrlich, gut, mit eisenbahn, urlaub gut. (dann wieder merkwuerdige geraeusche) der chef erzaehlt dann oft von der radtour, die er im letzten jahr gemacht habe. vella versteht kein wort.
ich haenge meine tasche an den haken. morge, sagt der chef. vella guckt irgendwie traurig. s’isch brudal heisse drausse, sagt der chef. ich nicke. jaja. er steht auf und erklaert, wie wichtig das jetzt alles „mim kanban“ sei. er tut das jeden morgen. autosuggestion, vorher war er naemlich leiter eines anderen, wichtigeren bereichs und wurde dann zum kanban-trottel degradiert. immer nicken. wichtig ist ohnehin alles in der schamwandbranche. schamwaende. ein ekliges wort. allerdings handelt es sich dabei nicht um organische waende, sondern um beschichtetes sperrholz, das auf metallfuesse gestellt wird und dann als sichtschutz und kabinenwand in grossraumtoilletten fungiert.
die sirene noergelt los. 6 uhr. schichtbeginn. riesenbock drauf. 8 stunden mit einer art bollerwagen durch die schamwandfabrik eiern und den nach alkohol stinkenden schwabenmitarbeitern schrauben und aluteile anliefern. los! erste station, alubereich. dort arbeitet herr klett, der so aussieht wie wolle petry. er sagt: hol’sch ma’n gerhard! mit gerhard meint er meinen chef. er zeigt auf einen 3 meter hohen stapel kisten, alle randvoll mit aluteilen. er grinst. ich weiss genau, warum. mein chef beschwert sich staendig ueber die zu langsam arbeitende alu-abteilung. jetzt hatten die „jungs vom alu“ in der nachtschicht alle ausstaende aufgeholt und fuer meinen chef unerreichbar hoch aufgestapelt. ich muss auch grinsen. diese debilen idioten.

...to be continued.

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Sonntag, 17. September 2006
tristesse royale pt.1

04:45. aufstehen. bleiern lastet die muedigkeit auf gliedern und liedern. erster gedanke - ich wuerde ihn gern laut schreien, tu’s aber nicht: abgefucked! ich wuchte mich hoch. bizepszittern. fast nicht geschafft. dann doch. auf den fueßen: schwindel. ins bad. duschen, ist der gedanke. an der flurwand entlang tasten. den lichtschalter wegen des lauten knackens in der leitung nicht betaetigen ist vielleicht ueberzogen, denke ich. sehr kalt ist es im bad. das liegt daran, dass das badfenster in die vorratskammer fuehrt, denke ich, und dort ist ja nun kein fenster, sondern nur zerissene folie. man wird da was tun muessen, denke ich. gestern dachte ich dasselbe. haesslich sieht das bad aus, denke ich. dachte ich gestern auch. wollte neues duschzeug kaufen, denke ich. dachte ich gestern auch. geil. mir faellt die angemessene mimik ein: lider langsam schliessen und kaum hoerbar seufzen. manchmal kann ich darueber schmunzeln. jetzt nicht. duschen, duschen. nicht rumstehen und fratzen schneiden, das ist die devise. im devisen-ausgeben bin ich gut, denke ich und laeute den „neuen optimismus“ ein. unter der dusche stehe ich weiter herum und tue nichts. das wasser laeuft. einseifen. weiter rumstehen. im radio laeuft wie jeden morgen shakira mit „hips don’t lie“. ich hasse shakira. sie klingt wie das kind von kermit und susanne daubner. vor susanne dauber habe ich grosse angst. laura duennwald hingegen ist huebsch. steffen seibert hat ne merkwuerdige frisur, wickert immer husten und klaus kleber sitzt sehr schief da. und wie weit die augen von katharina wolkenhauer auseinanderstehen ist fuerchterlich. wie hiess dieser kerl von sat1, der immer nach jedem satz „meine damen und herren“ sagt, wobei er das „d“ von „und“ immer zu „herren“ herueberbindet wie die beiden „s“ bei „les etats unis“? es dauert hier alles viel zu lang, wird ploetzlich klar. hastig raus aus der dusche. spiegel. irgendwas stimmt nicht, denke ich beim rasieren. aha. geil. vergessen, die haare zu waschen. lider sehr langsam schliessen. ohne seufzer. wieder rein und haare waschen. nochmal abtrocknen. wie bloed das alles manchmal ist, geht mir durch den kopf. aber nachher werde ich dieses leckere schokocroissant verzehren, weiss ich. zaehne putzen, haare trocknen, deo, fuesse verpflastern und raus. leise im flur. dann gegen das aufgestellte waeschegestell stossen obwohl das bereits 15 minuten zuvor am selben ort stand. es ist teilweise wirklich sehr bloed, wie alles ist. in meinem zimmer in den ekligen blaumann. achso, gerade geduscht. dann die sicherheitsschuhe mit stahlkappe und vor allem stahlsohle zur hand nehmen. geschundene fuesse behutsam hinein manoevrieren. wenn der schmerz mich trifft...nur fuer’s geld, nur fuer’s geld, geld, urlaub, klamotten, geld...in die kueche gehen um brote zu schmieren. leckere brote, denke ich. mit salat rauf und gurken. solche brote, wie ich sie nie mit in die schule bekam. die anderen kinder hatten immer diese leckeren: weissbrot oder baguette, salat, schinken, kaese und remoulade und so. bei mir war mehr so das ding, dass ich etwas aelteres graubrot, meist die letzten stuecke vor dem knust – heisst es wirklich knust? – mit sehr wenig butter und einer verschwitzten scheibe salami dabei hatte. die andern sind jetzt alle dick, troeste ich mich und...alter, kurz vor halb! brot holen aus der vorratskammer. belag vergessen. nochmal in die vorratskammer. das altpapier ist in einem regal aufgestapelt. ich bleibe an der ecke einer pizza-schachtel haengen, die ganz unten liegt. der stapel faellt. belag aus dem kuehlschrank holen. butter nicht vergessen. nicht vergessen. phew. blick aus den augenwinkeln auf den papierhaufen. liegenlassen, denke ich. wegdrehen. waere eine riesenfilmszene, denke ich und rufe den „neuen slapstick“ aus. vielleicht nochmal empoert den kopf schuetteln. vielleicht zu uebertrieben. kurz einschlafen beim anblick des papiers, das waers! zufrieden an die brote ran. butter zu hart, brot reisst beim schmieren. blick zur seite. niemand scheint das missgeschick bemerkt zu haben. manche sachen sind irgendwann einfach egal, denke ich und erwaege, die „neue gleichgueltigkeit“ auszurufen. ich lasse es bleiben und drapiere schinken ueber den riss im brot. triumphierender blick durch die kueche. noch zwei weitere brote, dann salat rauf, pfeffer, salz und schnell zuklappen. alufolie her. leer. tief einatmen. frischhaltefolie minderer qualitaet hat die unangenehme eigenschaft, zu sehr zu kleben. man weiss ja, wenn sie gar nicht klebt, klappt das auch alles nicht. aber wenn sie ZU sehr klebt, geht gar nichts mehr. verzweifelt ziehen, reissen, zerknuellen. nach ungefaehr 13 metern folie sind die drei brote mehr sporadisch verpackt. viertel vor...rein in die tasche mit den dingern, raus aus der wohnung. geil, tuer knallte zu. naja. es ist einsatz. die vor der haustuer liegende zeitung aufklauben, ins auto, fast vorzeitig aus dem leben scheiden wegen der am vorabend im auto viel zu laut aufgedrehten musik. motor an und kickdown. ha! ihr penner!

...to be continued.

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Donnerstag, 6. Juli 2006
der muff von 1000 jahren (II)...

dienstag. seminar 16-18h. thema: unterhaltung - eine definition. encore une fois im kommunikationstheoretischen gruselkabinett. es ist wahnsinnig heiss, die tuer des seminarraumes geoeffnet. drei referenten wuergen vorn an ihrem referat: ein maedchen, das aussieht wie steffi graf nach zuviel barilla-mit-pesto. die nase ist programm. steffi scheint allerdings nur dekorativen charakter zu besitzen. sie sagt nichts. dann ist da manni. manni heisst tatsaechlich manfred, was ihn von vornherein disqualifiziert. manni versuchte vor der sitzung seine mit viel liebe vorbereiteten plakate an der wand anzubringen, die dann waehrend der sitzung der reihe nach zu boden fallen. mit krampfigem grinsen und fahrigen bewegungen haengt manni die plakate wieder auf. sie fallen wieder...usw. slapstick mit manni, der leider keinen oberlippenbart traegt. die dritte im bunde ist eine ziemlich dicke person, die "neureiches-proletatiat" erfunden zu haben scheint: timberlands, weisse 3/4, blaues ralph-lauren-polo (kragen oben, klar), gucci-sonnenbrille im haar. ihr gesicht erinnert mich an meine fruehere kindergaertnerin, frau rustemeyer-boess, die immer von ruediger, ihrem mann erzaehlte, der bei der feuerwehr arbeite.
ihr referat verlaeuft dementsprechend: manic-manni sortiert seine plakate, steffi ueberlegt, ob penne oder farfalle und ms. lauren gibt sich vom inhalt des referats und vor allem sich selbst ueberzeugt: beruflicher erfolg ist ihr sicher. sie koennte jeden haben.
die anwesenden rezipienten bieten optische abwechslung at its finest: selbstverstaendlich ist die frau-die-keine-ist dabei. gluecklicherweise sitzt sie nicht neben mir. ein weiterer blickfang: der bebrillte amigo mit feinhaar-schnurrie, wrangler-jeans, karo-hemd (in der wrangler-jeans) und einem guertel, um dessen schnalle ihn david hasselhoff beneiden wuerde. er schwaebelt leicht bis sehr und hat eine aktentasche bei sich.
ihm gegenueber sitzt ein maedchen. sie schneidet sich die haare offenbar selbst, traegt batik (nicht tuerkis!), keinen bh und den mund permanent offen. sie geht barfuss. wie viele seminarteilnehmer isst auch sie permanent: auf unmanierliche art und weise stopft sie sich teile von backwaren, die sie unter dem tisch einer tuete entnimmt, in den mund, der ja permanent...es ist sehr unappetitlich.
die tremendous-three versuchen sich derweil in multimedialer vermittelter kategorisierung verschiedener unterhaltungs-formate. hektik-manni malt diagramme an die tafel und ms. gucci zeigt tv-beispiele auf vhs. sie verkuendet, dass taff und brisant "news-journale" seien, wie die "tagesthemen" im uebrigen auch.
dem dicklichen sportsfreund passt die heitere wurstigkeit da vorn nun gar nicht. er widerspricht. eine diskussion entbrennt. mannis nervositaets-flecken werden groesser, das grinsen faellt ihm zusehends schwerer. ms. gucci nestelt an der sonnenbrille. frau graf sieht aus dem fenster.
durch die offenstehende tuer sind die huebschen amerikanistinnen von nebenan zu sehen, deren seminar gerade zu ende ging.
neben der tuer sitzt eine dicke frau - kein maedchen - mit riesigen augen. sie quellen hervor, sind weit aufgerissen, sitzen praktisch auf stilen und werden amplifiziert durch die auf der knolligen nase haengenden 16:9-breitbild-brille. unsere blicke treffen sich. ich sehe weg. assoziationen zu "der schwarm".
breitbild, amerikanistinnen. breitbild, amerikanistinnen. amerikanistinnen, amerikanistinnen...
vorn kaut manni fingernaegel. steffi (!) ist aus ihrer lethargie erwacht und fragt das plenum, wer denn die relevanz von nachrichten festlege. das voellig ueberschminkte schweinsgesicht skandiert: "die zuschauer!". der picklige mit dem "maverick"-shirt sagt in verschwoererischem ton: "die wirtschaft, es ist die wirtschaft." auch die cia steckt da vermutlich mit drin...
abgesehen vom inhaltlichen fasching ist die offensichtliche klischeehaftigkeit dieses seminars erchreckend: essende, barfuessige, schwitzende studenten einerseits, ms. gucci andererseits. manic-manni vs. schnurrie-..., dieter? der uebelriechende und nicht schoen anzusehende gesellschaftsquerschnitt der geistigen elite.
die drei der wenigen nicht geistig oder physisch gehandicappten menschen neben mir kramen raschelnd. einer stoesst mich an. ich nicke ihm fragend zu und erhalte via lippenlesen "biergarten" als antwort. wir verlassen den raum.

bei laengerem verweilen waere ich moeglicherweise vorzeit verschieden.

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Mittwoch, 31. Mai 2006
der muff von 1000 jahren...

dienstag. seminar 16-18h. thema: unterhaltung - eine definition. ich sitze in der letzten reihe. vorn simmeln drei maedchen durch ein referat, dass maessig bis schlecht strukturiert und inhaltlich leider auch duenner als dick ist. das maedchen, das gerade spricht, war in den wochen zuvor noch als gutbuergerlicher schwaben-punk verkleidet. offensichtlich fand sie ihr altes sozialrebellen-kostuem mit zerrissenen strumpfhosen, stiefeln und bunten haaren aber eines referates nicht angemessen und ersetzte es kurzerhand durch wenig differente kleidung, die sie wahrscheinlich bei quelle bestellt hatte. sie erzaehlt von unterhaltung im radio. manche lauschen aufmerksam. viele gaehnen. zu recht. neben mir sitzt eine frau (!), die nicht aussieht wie eine. dafuer riecht sie streng. es ist sehr unangenehm. sie traegt orange. wieso nicht?! rechts neben mir ein etwas dicklicher sportsfreund, der der liebling des profs ist. sobald dieser etwas sagt, murmelt der sportsfreund "ja, ja..." und nickt dabei. sein kopf verwandelt sich dann in riesiges zaepfchen... der orange sweater der frau-die-keine-ist hat keine buende. weder an den aermeln, noch am saum und ist auch sonst etwas ausgeleiert. sie traegt einen ehering. ich schaue weg.
noch wird mit den handouts hantiert, die aus drei nicht zusammengehefteten seiten bestehen und auch sonst irgendwie nicht sortiert zu sein scheinen. ich befolge den rat der referentinnen, ‚nehmt euch einfach immer drei von oben runter’ und erhalte zweimal seite 2 und einmal seite 3. da andere dasselbe problem haben, entsteht tumult. der prof bittet um ruhe. der sportsfreund auch. auf der linken seite des Us aus stuehlen und tischen bricht die grosse hektik aus. die dort sitzende maedchenriege fuhrwerkt wild mit den handout-papieren, bemerkt, dass der rest sie, zum teil unglaeubig, anstarrt und stellt das hantieren unter schuldbewusster blicksenkung wieder ein...nicht ohne dieselbe zwei minuten spaeter in engagiert-aufgeraeumtem fluesterton wieder zu beginnen. eine heisst tabea und spricht lauter als die anderen. der sportsfreund wirft ihr vernichtende blicke zu.
die dame mit dem radio-thema ist mit ihrem stoff offenbar durch. niemand hatte wirklich zugehoert. der prof auch nicht. trotzdem will er diskutieren und faengt eine debatte ueber radio-formate an, die mit dem referat nichts zu tun hat. die maedchenriege ist mittlerweile gut sortiert und beteiligt sich rege. ‚dohoch, bei swr1 kommen auch oldies oft!’, sagt die eine. ‚ja, aber keine einschaltsendungen!, will die naechste wissen. die dritte ist allerdings bereit zu schwoeren, kuerzlich eine solche gehoert zu haben. in bayern sei das ja ohnehin anders mit den radiosparten, ruft ein lockiger bebrillter von rechts und versucht dabei, sein abstossendes kaugummigekaue zu unterdruecken. er hat mindestens schuhgroesse 49einhalb.
ich sehe auf mein telefon: sms von ulf. konzert von ‚bombshell rocks’ um neun. punk. knueppelharter punk. backyardbabies, the bones, dropkick murphys. ich sage ab. ist ja ausserdem noch laenderspiel heute. deutschland - japan. ich erwaege, die frau-die-keine-ist nach ihrer meinung zum luxemburg-spiel und ihrem tip fuer heute abend zu fragen, lasse es dann aber.
mittlerweile ist der allgemeine aufruhr beendet. die zweite referentin spricht jetzt ueber unterhaltung im fernsehen. bei ihrer ihrer skizze der geschichte von tv-unterhaltung unterlaufen ihre leider kapitale fehler: sie vergleicht oeffentlich-rechtliche mit privatsendern im deutschland der 50er jahre. der sportsfreund laesst ihr das nicht durchgehen, protestiert lautstark und schielt zum prof. der gibt ihm recht, der sportsfreund lehnt sich zurueck und notiert notizen.
der zweite referatspart geht zu ende. er war so gehaltlos, dass nicht mal der prof diskutieren will. es gibt auch keine kritik. einfach zum naechsten thema. getunnelt. hoechststrafe.
die dritte delinquentin traegt den klassischen bwl-look. gerade geschnittene schwarze nylon-hose, rosa rollkragen, schwarze absaetze und hochgestecktes haar. spaeter wird sie in ihre blaues golf-cabrio steigen. was sie wohl hier will?
huebsche augen hat sie. die helfen ihr allerdings auch nicht, als sich sportsfreund, prof, maedchenriege und der nicht mehr ganz frisch aussehende schweizer pseudodandy david auf sie und ihr thema printmedien stuerzen. roetlichen flecken auf ihrem gesicht, hektische bewegungen. sie faellt.
fast feixend gibt ihr eine voellig ueberschminkte dicke von vorn rechts den rest. mit ihren feisten finger gestikulierend und triumphierendem laecheln aufm dem schweinsgesicht reformuliert sie die kritik des prof und erntet unter anderem die zustimmung des sportsfreundes.
vor mir sitzt ein schmierig-bematteter, grobschlaechtiger kerl, der seiner rechten nebensitzerin - offenbar seine freundin - das ausgefallene kopfhaar vom ruecken zupft. ploetzlich dreht er sich nach links. sein maennlicher nachbar traegt auch langes haar und hat irgendwie aehnlichkeit mit jon bonjovi. der grobschlaechtige deutet scherzhaft an, auch ihm haare abzupfen zu wollen und findet das sehr lustig. bonjovi laechelt muede. ich auch. keep the faith!
das referatsgespann beschliesst den schwachen vortrag mit dem noch schwaecheren fazit, dass man ‚das jetzt alles nicht so genau sagen koenne und die grenzen da sowieso irgendwie fliessend seien’.
wir sagen dankeschoen und auf wiedersehen.

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Mittwoch, 10. Mai 2006
eine musikalische sozialisation pt.5
wie dem auch sei: zu jenem ur-tape gesellten sich mit der zeit noch diverse andere: so erhielt der angehende metal-head liedgut von blind guardian, manowar und chris deburgh. chris deburgh, fragt sich da der kenner?
in der tat war unser connaisseur des rock alles andere als gefestigt in seinen musikalischen vorlieben. so hoerte er beispielsweise immer wieder jene „rote kassette“ seiner mutter, die die aufschrift „best of cat stevens“ trug. ueberhaupt gewann seine frau mama kurioserweise wieder groessere musikalische bedeutung, als sie irgendwann mit alben von den byrds und moody blues aufwartete.
einen denkwuerdiger augenblick, einen meilenstein gar markierte der kauf der ersten platte, die gar keine platte sondern eine kassette war: ugly kid joe - americas least wanted aus dem jahre 1992 hatte die ehre. mit ihrem smash-hit und stevens-cover „cats in the cradle“ hatten sich die jungs aus kalifornien in daniels herz gespielt.
er naemlich war in der zwischenzeit zu etwas geld gekommen, was ihm auch den kauf von genesis’ „the way we walk“ und lenny kravitz’ „are you gonna go my way“ ermoeglichte. einige radiomitschnitte und mixtapes des nun wirklich ziemlichen dicken florian, den unser protagonist aus dem lokalen tischtennisverein kannte, ergaenzten die bis dato etwas duerftige plattensammlung. spaeter kamen noch einige beatles- und dylan-kassetten aus ungeklaerter herkunft dazu.
eine zweite, aber lange nicht letzte zaesur geschah mit dem fuer damaligen verhaeltnisse spaeten kauf einer kompakt-stereo-hifi-anlage mit dual-super-bass-system und, jetzt obacht: einem cd-player.
daniel verschuldete sich hoch um direkt anschliessend zwingende cd-erwerbungen zu taetigen. so wurden ac/dc - live at donington, stiltskin - the mind’s eye, accept - objection overruled und aerosmith’s „get a grip“ angeschafft.

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Sonntag, 7. Mai 2006
eine musikalische sozialisation pt.4
in der dritten klasse, also schon in der f-floetenzeit, zeichnete sich eine wendung ab. koni, mit buergerlichem namen konrad stiess zur 3b hinzu. abgesehen davon, dass koni daniel ein sehr guter freund werden sollte, hatte er auch einen aelteren bruder. eben dieser aeltere bruder war es dann auch, der unserem amateur-rocker eine neue perspektive verschaffte. er vermachte unserem protagonisten mit grosser geste ein verruchtes tape, dessen inhalt daniel im wahrsten sinne des wortes aufhoeren liess:
unser kleiner, eigentlich nicht mehr so dicker daniel wurde von einer sekunde auf die andere zum breithueftigen suffrocker. die naemliche kassette war bespielt mit den brettharten riffs der noch wesentlich haerteren bands: metallica auf seite 1 und ac/dc auf seite 2.
knapp zwei jahre sollte unser kleiner hasardeur den inhalt des bandes wieder und wieder konsumieren, bruchstellen mit tesa reparieren und grosszuegig ueber den haesslichen klang hinweghoeren, den der lesekopf verursachte, wenn er das tesa lesen wollte.

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